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Publikation : Leseprobe

Systemisches Denken

In: Nohlen, Dieter/ Schultze, Rainer- Olaf (Hrsg): Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Band 2. München. Beck.

Systemisches Denken, ein allgemeines wissenschaftliches Paradigma, das heterogene Denkansätze aus verschiedenen Theorien umfaßt, so daß keine allgemein anerkannte griffige Definition existiert und bestehende Definitionen jeweils ihre Herkunft aus einer oder einigen dieser Theorien widerspiegeln. Gemeinsam ist den verschiedenen Denkansätzen der nicht- reduktionistische Umgang mit Komplexität.

Ein Teil der Theorien, aus denen sich systemisches Denken speist und in denen sich systemisches Denken artikuliert, sind auch in der Politikwissenschaft von (gewiß unterschiedlicher) Relevanz: Autopoesis, Chaostheorie, Konstruktivismus, Kommunikationstheorie, Kybernetik, Systemtheorie. Im Mittelpunkt der Erkenntnis stehen die Wechselwirkungen in komplexen Systemen. Dabei ersetzen Konzepte nicht- Iinearer, rekursiver Vernetzung und multifaktorieller Zusammenhänge lineares Kausalitätsdenken. Systemisches Denken fokussiert darauf, wie individuelle und kollektive Akteure über Handlungen und Sprache Wirklichkeiten erzeugen und diese über spezifische Muster und Interaktionsprozesse aufrechterhalten. Erkennen wird als beobachterabhängig verstanden, zudem als rekursiver Prozeß von Kognition und Kommunikation.

In der Politikwissenschaft gewinnt das Adjektiv systemisch, das eben nicht identisch mit systemtheoretisch ist und immer in Gefahr steht, von Lektoren in systematisch korrigiert zu werden, erst allmählich Bedeutung. Heimisch geworden ist es v. a. im steuerungstheoretischen Diskurs (Helmut Willke 1997). Unter systemischer Interaktion versteht Etzioni einen Kommunikationsprozeß, der nicht von individuellen Akteuren getragen wird oder symbolischer Natur ist, sondern der über den institutionellen und organisatorischen Apparat der korporativen Akteure (Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Vereine, Nichtregierungsorganisationen, etc.) vonstatten geht (Amitai Etzioni 1975). Systemische Identität meint die Operationswelse eines sozialen Systems, die Strukturregeln und Muster der in ihnen ablaufenden Kommunikation. In der Entwicklungstheorie bezeichnet systemische Wettbewerbsfähigkeit ein mehrdimensionales Steuerungskonzept, ein Wechselspiel von Elementen und Faktoren auf vier analytischen Ebenen.

Systemische Praxis versteht sich lösungsorientiert und intendiert bei konkreten gesellschaftlichen Problemlagen die Veränderung der Strukturregeln und Muster, in denen sich in sozialen Systemen die Kornmunikation vollzieht, sowie die Erweiterung von Handlungsoptionen (Heinz von Foerster 1985), "die Anreicherung der Situationsdynamik mit weiteren Alternativen (Helmut Willke 1997). Sie setzt dabei im Zeichen steuerungstheoretischer Bescheidenheit auf das Prinzip der Selbstorganisation von Systemen, auf Ressourcen und Kompetenzen von Individuen und kollektiven Akteuren.

 

 

 


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